Eine gute Freundin von mir hat etwas in mein Leben gebracht, von dem sie selbst nicht geahnt hatte, wie genial es eigentlich ist: Sie spricht von "Marmeladenglasmomenten", das sind Augenblicke, die magisch sind, unvergesslich - die man am liebsten in ein leeres Marmeladeglas stellen möchte, um sie für immer betrachten zu können. Nicht nur, dass das niedlich klingt und Spaß macht, wenn man sich überlegt, welche Momente es wert sind, in ein Marmeladenglas gepackt zu werden, es ist ein tolles Tool, um mehr Glück im Leben zu empfinden.

Lara ist ein leuchtender Mensch. Allem, was sie gestaltet, auswählt, schenkt oder an ihre Wände hängt, haftet eine unbeschreibliche Magie an. Es gibt sie, diese Menschen, die irgendwie durch und durch eine besondere Standleitung nach Nimmerland haben, einem Ort, an dem noch Wunder passieren. Das bemerke ich bei Lara eigentlich jedes Mal, wenn wir sprechen. Die Art, wie sie die Welt sieht und Dinge beschreibt, ist einfach zauberhaft und alles andere als alltäglich. Deshalb passen diese Marmeladenlgasmomente auch so gut zu ihr - sie sind wie ein Teil unserer Kindheit, den wir uns für unser erwachsenes Leben bewahrt haben.

Ein kleines Nimmerland zu haben ist äußerst wertvoll, nehmen wir uns und die Welt doch oft zu ernst und verkopfen uns, machen uns Sorgen wegen Dingen, die eigentlich gar keine große Rolle spielen oder gar nicht so eintreten wie wir es befürchtet haben. Dieser Teil unserer Selbst ist auch jener, der uns auf dem Boden hält, der uns ins Ohr flüstert, dass wir immer wir selbst bleiben - das Kind, das Sandburgen gebaut hat oder Tiere in den Wolken entdeckte, auch wenn wir unfassbar erfolgreich sind, viel Geld verdienen, Verantwortung haben und eigentlich den ganzen Tag so tun, als hätten wir die Welt verstanden. Ich glaube das ist es, was uns hilft ein guter Mensch zu bleiben - egal wie schlecht die Welt sein kann und welch komische Dinge uns passieren. Diese Marmeladenglasmomente sind ein guter Weg, sich dieses Paradies zu bewahren. Sie sind Momentaufnahmen, halten die kleinsten Augenblicke für die Ewigkeit fest - als würde man mit seinem Herzen fotografieren.

Dahinter steht die Kraft, die auch Dankbarkeitstagebücher innewohnt. Am Ende unseres Tages reflektieren wir, was heute Gutes, Magisches, Tolles passiert ist und wie wir uns damit gefühlt haben. Das verändert, wie wir unseren Alltag wahrnehmen, dass wir uns bewusster sind, wie viel Glück wir eigentlich haben. Egal wie düster die Zeiten sind, ein Funke Paradies ist immer zu finden, wenn wir ihn sehen wollen. Das kann ein Moment in der Sonne sein, eine Tasse Kaffee, die Umarmung unserer Kinder - eigentlich alles, was vielleicht nichts oder wenig kostet aber unbezahlbar ist. Die Kunst der Marmeladenglasmomente ist darüber hinaus, schon im Augenblick dieser Ereignisse bewusst zu wissen, dass es sie gibt und sie zu genießen so lange sie währen. Meine persönliche Beobachtung hierzu: Erkennen wir einen Marmeladenglasmoment in der Sekunde seiner Entstehung, verlangsamt das den Lauf der Zeit und ich erlebe intensiver, was sonst an mir vorbeirennt.

Vielleicht sind diese Momente auch etwas, das wir herausfordern, suchen und herbeiführen dürfen. Vielleicht doch früher aufstehen und den Sonnenaufgang sehen oder natürlich die Nacht durchtanzen, um eben selben ein bisschen beschwipst und mit leuchtenden Augen beizuwohnen. Ich bin für’s Wagen von unvergesslichen Momenten, mutigen Aktionen und - auch wenn ich meistens gerne auf Nummer sicher gehe - für das Chaos, das zur guten Story wird, wenn wir mal loslassen und auf dem Hintern durch’s Leben schlittern. Woran willst du dich sonst erinnern, wenn nicht an diese Marmeladenglasmomente, die die Zeit überdauern und jeder für sich ein Exponat eines außergewöhnlichen Lebens sind?

Doch es geht nicht nur um unsere inneren Regale voll mit Marmeladengläsern, wir können anderen helfen diese ganz besonderen Momente zu erleben. Denken wir allein einmal an unsere Kinder - manchmal vergessen wie die Magie, die ganz besonders für sie in solchen Situationen lebendig wird. Als Erwachsene können wir ihnen helfen, ganz bewusst unvergessliche Erinnerungen zu schaffen, indem wir das Alltägliche zum Zauber machen, indem wir aufzeigen, aufmerksam machen und selbst allein durch ihre ganz eigene, kindliche Perspektive unsere eigenen Gläser füllen mit Momenten, die wir gemeinsam mit den Menschen erlebt haben, die wir am meisten lieben. Freunde, die vielleicht eine harte Zeit erleben oder einem Verlust erlitten haben und die eigenen Eltern, die es verdient haben, Gänsehautschauer und Schmetterlinge zu fühlen - für all jene sind diese Marmeladenglasmomente eine Chance, ein Stück Ewigkeit zu erleben.

Es sind keine aufwendigen Dinge, die nötig sind. Manchmal sind es eben die ganz kleinen, stillen Momente, die wir oft übersehen, die, die größte Kraft haben können. Klein genug eben, um in ein Marmeladenglas zu passen und für sich zu stehen, in unseren inneren Regalen - als Teil eines Lebens voller kleiner Abenteuer.