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Warum wir für negative Gefühle dankbar sein sollten


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Wir alle sind Fans der Hochgefühle: Schmetterlinge im Bauch, ein Triumph, Stolz oder die Vorfreude auf das Lieblingsessen. Positive Emotionen sind unschlagbar und meistens auch unser Antrieb im Leben. Wir lernen früh, dass wir durch bestimmte Handlungen zu guten Gefühlen kommen - so erlangen wir Kenntnisse und Fähigkeiten, reproduzieren uns und halten uns am Leben. Im Grunde sind positive Gefühle das, was Leckerchen für die Hundeerziehung sind: Unser Belohnungssystem tanzt Cha-Cha-Cha vor Freude. Doch wir können auch von unseren negativen Gefühlen profitieren und durch sie lernen - wie ich das meine, das erzähle ich dir im meinem Beitrag.

Es tut höllisch weh. Jeder, der schon mal Liebeskummer hatte, weiß nur zu genau wie es sich anfühlt. Was an diesem Gefühl soll denn bitte gut für uns sein? Wir siechen dahin, verlieren den Appetit und liegen schlaflos wach, nur um über immer die gleiche Sache nachzugrübeln. Man meint zwar, etwas oder jemand hätte unser Herz in Stücke zerbrochen - so fühlt es sich zumindest an - doch eigentlich entsteht die Ursache für diesen Schmerz ganz woanders. Liebeskummer ist die Überforderung, der Overkill unseres Selbstwertsystems. Es bedeutet nichts anderes als die maximale Ablehnung durch eine andere Person, das Gegenteil des Verliebtseins - mindestens genauso intensiv erlebt. Trifft diese Situation einen Menschen mit niedrigem Selbstwert, ist der Schmerz noch viel stärker als bei Personen mit gestärktem Selbstvertrauen. Es ist wie die Bestätigung unserer eigenen Selbstzweifel von außen. Denn: Eigentlich endet unser Leben nicht mit einer Trennung. Es kann sich nur so anfühlen.

>>Diese Gefühle legen den Finger direkt auf die Wunde<<


Emotionen wie diese zeigen uns deutlich, wie weit wir mit unserer Arbeit an uns selbst fortgeschritten sind. Liebeskummer ist völlig normal und vielleicht sogar wichtig, um mit einem Thema abzuschließen - doch endet dieses Gefühl nicht nach ein paar Wochen, macht es uns darauf aufmerksam, dass unser Wertesystem eventuell Schieflage hat. Bauen wir unser Glück also zu sehr auf eine Quelle von außen, einen Menschen oder eine Verbindung, führt diese Abhängigkeit zwangsläufig eines Tages zu Schmerz. Ähnlich verhält es sich mit anderen negativen Gefühlen, die uns nur zu gerne begegnen. Empfinden wir Neid, hat das rein gar nichts mit der Person zu tun, auf die wir neidisch sind. Neid zeigt uns lediglich, dass wir mit dem, was wir selbst erreicht haben oder was wir besitzen im Grunde nicht zufrieden sind. Also sind Neid und Missgunst auch hier interessante Spiegel, in denen wir uns so ehrlich sehen, dass es weh tut. Diese Gefühle legen den Finger direkt auf die Wunde, die uns am meisten wehtut, sie treffen genau die Baustelle, die wir für uns selbst am liebsten verleugnen.

Es heißt übrigens nicht umsonst, dass ein glücklicher Mensch keinen Neid empfinden kann. So gründen viele Arten der Diskriminierung und des Hasses ebenfalls auf Gefühlen, die den Menschen, in denen sie entstehen zu eigen sind. Vielleicht fühlt man sich bewusst oder unbewusst benachteiligt, wenig beachtet, übersehen oder selbst diskriminiert? Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, können wir so sehen, warum sich unser Hass oder Missgunst auf bestimmte Personen richten und wir schaffen es vielleicht, uns mit den Hintergründen davon auseinanderzusetzen.

Ich habe einmal gelesen, dass es keine Gefühle gibt, die wir ohne Anlass empfinden - auch wenn es manchmal so scheint. Jede Emotion hat also einen Grund. Oft wissen wir einfach nicht, woher das Gefühl kommt, aber wir können davon ausgehen, dass es keine Willkür gibt. Selbst Bauchschmerzen sind bekanntermaßen Indikatoren von inneren Missständen, z.B. Mobbing in der Schule durch Mitschüler:innen oder durch  Kolleg:innen am Arbeitsplatz. Der Körper sendet mit diesen Schmerzen Signale, die sogar Verdrängtes ans Licht bringen können, um die Wurzel des Übels anzugehen. So ist es wichtig, jedes Gefühl wahr- und ernstzunehmen und nicht die Rolle des Indianers, der keinen Schmerz kennt, anzunehmen. Schon als Kinder haben wir zu oft gehört, dass man sich nicht anstellen soll und man ganz tapfer sein muss. Unsere Signale zu übersehen kann also wirklich anerzogen sein.

Wenn du also wirklich von deinen Emotionen profitieren möchtest, dann nimm auch die negativen wahr. Betrachte den Schmerz wertfrei und isoliert und denk darüber nach, was die Ursache dafür sein könnte. Warum ärgert dich diese Aussage? Warum empfindest du Eifersucht oder Liebeskummer? Was steckt hinter dem Stress, den du empfindest, wenn du mit deinem Chef sprichst? Du wirst sehen, gehst du ernst sensibel, um mit diesen Signalen, wirst du so viel über dich selbst lernen, deine Bedürfnisse entdecken und feststellen, was für ein Geschenk eben jene Gefühle sind, die wir sonst nur zu gern aus unseren Leben verbannen würden.


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